Analyse
Managed Services als Hoffnungsträger
58 Prozent der Führungskräfte in Deutschland sind nur bedingt oder gar nicht mit Managed Services vertraut, sagt das Beratungshaus PwC. Dabei verschaffen Managed Services den Unternehmen zahlreiche strategische Vorteile. Sie bringen aber auch einige Herausforderungen mit sich. Ein Einstieg will also gut geplant sein.
Bei Managed Services handelt es sich um wiederkehrende Leistungen, die ein IT-Dienstleister für die Unternehmen erbringt. Die Art, der Umfang und die Qualität dieser Leistungen werden vorab zwischen dem Managed Service Provider (MSP) und dem Auftraggeber eindeutig definiert. Dazu vereinbaren sie in der Regel ein Service Level Agreement (SLA), in dem etwa die Verfügbarkeit von IT-Systemen oder die Reaktionszeiten bei Ausfällen geregelt sind. Zu erbringende Services können etwa Applikationen, Netzleistungen, Speicherplatz, Sicherheit oder das Monitoring von IT-Infrastrukturen sein.
Dieses Dienstleistungsmodell kam in den 1990ern auf. Die ersten MSPs waren große Konzerne wie IBM, die IT-Dienstleistungen per Fernzugriff anboten. Heute stellen sich auch viele kleine und mittlere Unternehmen sowie Software-Hersteller als MSPs auf. Auch wenn Managed Services seit den 90er Jahren bekannt sind, wurde der Begriff erst 2006 durch das Buch „The Guide to Successful Managed Service Practice” von Erick Simpson geprägt. Inzwischen ist daraus ein Milliardenmarkt geworden, der immer weiter wächst
Der weltweite Markt für Managed Services erreichte 2022 einen Wert von fast 279 Milliarden US-Dollar. 2026 soll er die Marke von 400 Milliarden überschreiten. (Quelle: Market.us/Statista)
Unterschiede zum Outsourcing
Martin Hinz, CEO des Beratungshauses Convista, betont die Vorteile von Managed Services: „Im Kontext der Transformation sind die Argumente für Managed Services vielfältig. Unternehmen können auf das umfangreiche Fachwissen und die Praxiserfahrung zugreifen, um komplexe Herausforderungen im Rahmen der digitalen Transformation zu bewältigen. Dies trägt zur erfolgreichen Umsetzung neuer Geschäftsprozesse bei." Hinz sieht den wichtigsten Unterschied zum Outsourcing in der Servicetiefe: „Auf den ersten Blick erscheinen Managed Services und Outsourcing sehr ähnlich. Doch es gibt grundlegende Unterschiede zwischen Managed Services und dem Outsourcing der IT eines Unternehmens. Beim Outsourcing gibt ein Unternehmen eine komplette Funktion oder Abteilung an einen externen Dienstleister ab, während beim Managed Service nur spezifische IT-Aufgaben oder -Systeme von einem Service Provider verwaltet werden."
„Die digitale Transformation erfordert oft spezielles Fachwissen, das intern schwer zu finden ist.“
Anders beschreibt Guy March, Senior Director of EMEA Channels Cyber Exposure-Experten Tenable, das Verhältnis zum Outsourcing. „Aus Sicht der Cybersicherheit bietet ein Managed Service eine enge Zusammenarbeit im Gegensatz zur Auslagerung einer bestimmten Aufgabe an einen Dritten. Ein Beispiel könnte ein Managed-Service-Partner sein, der praktisch eine Erweiterung des internen Teams ist, das alles von der Netzwerkverwaltung oder -überwachung bis hin zu einem voll ausgestatteten Security Operations Center (SOC) bereitstellt. Im Gegensatz dazu wäre ein Beispiel für Outsourcing ein Penetrationstest, bei dem der Dritte eine einmalige Bewertung durchführt, um die in der Infrastruktur bestehenden Risiken zu ermitteln, einen Bericht vorlegt und damit die Geschäftsbeziehung beendet.“
Oliver Harmel wiederum, Vice President Managed Services GTM bei NTT Germany, definiert: „Bei einem Outsourcing geht es in der Regel darum, dass ein Provider die bestehenden Technologien eines Unternehmens und deren Betrieb übernimmt und zunächst in gleicher Weise weiterbetreibt. Auch die Übernahme von Mitarbeitern ist oft ein Vertragsbestandteil. Das Ziel des Unternehmens ist es dabei, durch die Erfahrung eines Outsourcing-Providers Synergien und Effizienzgewinne zu erzielen.“
Im Gegensatz dazu würden bei den Managed Services zumeist keine Technologien und auf jeden Fall keine Mitarbeiter übernommen. Im Vordergrund stehe der effiziente Betrieb einer bestehenden oder aufzubauenden IT-Infrastruktur. Zum Einsatz kommen dabei normalerweise die Tools und Monitoring-Systeme des MSPs, und die Dienstleistung erfolgt in der Regel auch räumlich auf Seiten des MSPs.
Eva-Maria Elya, VP Channel & MSSP bei Lookout, Anbieter von mobile Sicherheitslösungen, bringt es so auf den Punkt: „Im Endeffekt kauft das Unternehmen sich ein Ergebnis über den Managed Service Provider, wohingegen das beim Outsourcing komplett rausgegeben wird und die Verantwortung nicht mehr im Bereich des Unternehmens liegt.“
„Im Endeffekt kauft das Unternehmen sich ein Ergebnis über den Managed Service Provider, wohingegen das beim Outsourcing komplett rausgegeben wird und die Verantwortung nicht mehr im Bereich des Unternehmens liegt.“
Konzentration auf Kernkompetenzen
„Auf der einen Seite fällt es Unternehmen oft schwer, bisherige originäre IT-Aufgaben abzugeben“, berichtet Oliver Harmel. „Auf der anderen Seite verschieben sich aber die Aufgabenschwerpunkte der IT-Abteilungen zunehmend in Richtung einer aktiven Rolle als integraler Bestandteil der digitalen Wertschöpfung eines Unternehmens.“ Zudem werde es immer schwieriger, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. In diesem Kontext ergebe es Sinn, Basisaufgaben wie das IT-Infrastrukturmanagement auszulagern, da ein Unternehmen hier recht einfach von den Erfahrungen etablierter Dienstleister profitieren kann. „Nicht zuletzt gelingt es dabei oft, Service-Level-Agreements zu vereinbaren, die über den Möglichkeiten einer chronisch unterbesetzen IT-Abteilung weit hinausgehen.“
Martin Hinz von Convista betont: „Unternehmen, die sich auf die digitale Transformation vorbereiten, profitieren von Managed Services, da diese dazu beitragen, den Fokus auf Kernkompetenzen zu behalten. Das ermöglicht es, bestehende Geschäftsprozesse zu überdenken und weiterzuentwickeln, sich stärker auf die Gestaltung neuer Geschäftsprozesse zu konzentrieren und den Wandel effektiver zu bewältigen.“ Weitere Vorteile seien kontinuierliche Betreuung, Monitoring, Aktualisierungen und Expertenunterstützung der IT- und SAP-Systeme, die Entlastung von internen Ressourcen, die Unterstützung bei Upgrades und die Möglichkeit zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle.
„Managed Services stellen heute eine optimale Ergänzung im IT-Betrieb von Unternehmen jeder Größe dar. Wichtig ist nur, dass sie immer auf den Bedarf des Unternehmens und seine Prozesse exakt abgestimmt sind.“
Hinz sieht Schwierigkeiten bei Unternehmen, eine effektive Kostenkontrolle und Budgetplanung durchzuführen. „Durch die Bereitstellung transparenter Kostenstrukturen ermöglichen externe Dienstleister den Unternehmen, ihre Ausgaben präzise zu überwachen und Budgets effektiver zu planen. Dies schafft finanzielle Stabilität und Sicherheit.“ Dazu komme mitunter mangelndes Fachwissen und eine unzureichende Praxiserfahrung. MSP-Anbieter verfügten hingegen über umfangreiches Know-how und tiefgreifende Erfahrung in der Praxis, um maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Sie seien Experten in ihrem Bereich und könnten optimale Lösungen für die individuellen Anforderungen des Unternehmens bereitstellen.
Indem externe Dienstleister die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb übernehmen, können sich die Unternehmen also besser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Das bedeutet, sie können ihre Energie und ihre Ressourcen auf strategische Geschäftsbereiche konzentrieren, ohne sich um technische Herausforderungen kümmern zu müssen. Das steigert die Produktivität und schafft Raum für Wachstum und Innovation. Viele Unternehmen kämpfen zudem mit der Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit ihrer Lösungen. Managed Services lassen sich flexibel an die sich ändernden Bedürfnisse des Unternehmens anpassen.
Ausweg aus dem Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig, eine Besserung ist nicht in Sicht. Das Problem wird sich sogar noch weiter verschärfen, wenn die Babyboomer demnächst in Rente gehen. Viele Unternehmen sind durch Personalengpässe dazu gezwungen, wenige Fachkräfte für sämtliche IT-Fragen heranzuziehen. Dass die nicht in jedem Bereich exzellentes Wissen vorweisen können, liegt auf der Hand.
Auf der anderen Seite verfügen MSPs über qualifiziertes Personal, das sich um jede Facette der IT kümmert. Unternehmen haben somit plötzlich ein großes Team zur Verfügung, das sich aller Probleme annimmt. Die Implementierung von Managed Services geht zudem schneller über die Bühne als die Suche, Einstellung und Einarbeitung von neuem IT-Personal. Das ist insbesondere für kleinere Unternehmen hilfreich, die dem Fachkräftemangel dringend etwas entgegensetzen müssen.
Fehlendes Know-how und Fachkräftemangel spielen derzeit eine große Rolle, da viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, hochqualifizierte IT-Mitarbeiter zu finden und zu halten, stimmt Martin Hinz zu. „MPS-Anbieter ermöglichen Zugang zu einem Pool an Experten und können diese Engpässe ausgleichen. Die digitale Transformation erfordert oft spezielles Fachwissen, das intern oftmals schwer zu finden ist.“
Kay-Uwe Wirtz ist Regional Account Director MSP DACH bei Barracuda Networks, Anbieter von Lösungen für E-Mail-Schutz, Anwendungsschutz, Netzwerkschutz und Datenschutz. Er meint, primär sei es einfach die Zeit, die den Unternehmen fehle, um sich mit den immer weiterwachsenden Themenbereichen der IT zu beschäftigen. „Welche Netzwerkstruktur ergibt in meinem Unternehmen Sinn? Lege ich meine Ressourcen in die Cloud oder bleibe ich On Premises? Darf ich dies überhaupt machen, wenn ich sensible Daten in meinem Unternehmen behandle? Es sind all diese Fragen, die kompetent beantwortet werden müssen, aber es sind eben auch genau dieses fehlende Know-how und der Fachkräftemangel, die Argumente für MSPs liefern.“
Während es vor einigen Jahren noch möglich gewesen sei, sich externe Fachkräfte ins Unternehmen zu holen, habe der dramatische Rückgang an verfügbaren IT-Experten in der heutigen Zeit dies mittlerweile fast unmöglich gemacht. „Eine Auslagerung bestimmter IT-Verantwortlichkeiten an MSPs ist somit der beste Weg, diesem Mangel entgegenzutreten, ohne jedoch gleichzeitig ins Hintertreffen gegenüber anderen Unternehmen auf dem Markt zu geraten.“
Die Branche leide seit vielen Jahren unter einem eklatanten Expertenmangel. Daher stärke die Möglichkeit, das interne Team durch externe Fachleute wie etwa Cloud-Sicherheitsspezialisten zu ergänzen, die Verteidigungsfähigkeiten des Unternehmens. Guy March ergänzt, eines der überzeugendsten Argumente bei der Beauftragung eines Managed Service Providers für Cybersicherheit sei dessen Fachkompetenz.
Der weltweite Mangel an Fachkräften mit Cybersicherheitskenntnissen stelle eine Herausforderung für die Unternehmenssicherheit dar, führt de Haan aus. „Laut dem Branchenverband Bitkom fehlen in Deutschlands Unternehmen 137.000 IT-Expertinnen und IT-Experten quer durch alle Branchen. Unternehmen, die keine qualifizierten Mitarbeiter einstellen können, setzen sich einem erhöhten Risiko aus. Wenn die allgemeine Sicherheitslage eines Unternehmens aufgrund von Personalmangel nicht kontinuierlich verbessert werden kann, können sie sich in der sich wandelnden Bedrohungslandschaft nicht ausreichend schützen. MSPs unterstützen Kunden dabei, diese Herausforderungen zu bewältigen“, so de Haan.
„Eines der überzeugendsten Argumente bei der Beauftragung eines Managed Service Providers für Cybersicherheit ist dessen Fachkompetenz.“
Breites Einsatzspektrum
NTT-Manager Oliver Harmel sieht einen großen Vorteil von Managed Services in der bedarfsgerechten Auslagerung spezifischer, standardisierter Aufgaben. „Beispiele dafür sind das Management der LAN- und WiFi-Umgebung, der Server- und Cloud-Infrastruktur oder einer Unified-Communications- und Teams-Umgebung. In der Regel kann eine solche Auslagerung in wenigen Wochen erfolgen, sodass ein Unternehmen sehr schnell von klar definierten SLAs profitiert.“
Doch das mögliche Einsatzspektrum von Managed Services ist sehr weitreichend. Oliver Harmel nennt exemplarisch einige typische Managed-Service-Angebote: „Managed LAN und WiFi inklusive Managed Guest WLAN, Managed SD-WAN mit Managed Underlay und Managed Overlay Network sowie Managed Security mit Managed Perimeter einschließlich Firewall-Regelpflege und Device Management bis hin zur Managed Detection und Response. Weitere Beispiele sind Managed Desktop, IT Service Desk oder IT Operation Center. Nicht zuletzt besitzen Managed Services auch eine hohe Relevanz im Hinblick auf Managed Datacenter bis hin zu Managed Hosting, Managed Private, Hybrid und Public Cloud sowie Managed PaaS oder sogar Managed DevOps und Application Lifecycle Services.“
Im Prinzip ließe sich quasi jeder Bereich der IT mit Managed Services Providern abdecken, ist Barracuda-Manager Kay-Uwe Wirtz überzeugt. „Der Austausch der Druckerpatronen im Büro-Drucker, die Einrichtung, Archivierung und das Backup von Microsoft Office 365 E-Mail-Postfächern, die Absicherung der Unternehmens-Infrastruktur gegenüber Cyber-Bedrohungen wären nur ein paar Beispiele, die ein fähiger MSP sehr gut übernehmen könnte.“
Eva-Maria Elya bringt zusätzlich die Sicht auf mobile Geräte ins Spiel: „Es erscheint heute sehr attraktiv, einen Mobility Management Partner einzusetzen, also jemanden, der vollständig die Smartphones und die Tablets eines Unternehmens verwaltet. Dabei geht es um die Auswahl, es geht um die entsprechenden Verträge, es geht um MDM-Lösungen, die die Geräte verwalten, es geht aber auch um Security für die Endgeräte.“ In der Cloud gebe es täglich Innovationen und neue Funktionen. Ein eigenes IT-Team könne diesen Wust kaum überblicken und bewerten oder gar implementieren. Diese Aufgaben können ein MSP übernehmen. „Ohne ein umfassendes, kompetentes und zeitgemäßes Cloud-Management ist die IT eines Unternehmens anfällig für Sicherheitsbedrohungen, Datenverluste und kostspieligen Ausfallzeiten – zumal der Anteil der Cloud-IT immer weiter ansteigt.“
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Daten im Unternehmen unterliegen einer ganzen Reihe von internen und externen Vorschriften, die die Sicherheit kritischer Unternehmensinformationen gewährleisten sollen. Durch eine Auslagerung an einen qualifizierten Managed Service Provider lassen sich Risiken minimieren, die mit dem Gang in die Cloud verbunden sind. Die Konsequenzen für Compliance-Verstöße sind in der Regel ordentliche Geldstrafen verbunden mit einer Rufschädigung, die so manches Unternehmen nicht so einfach wegstecken kann. Ein Managed Services Provider kümmert sich um die Komplexität von Compliance und Audits, sodass Sorgen um die Verletzung von Datensicherheitsvorschriften entfallen.
"Organisatorische Fähigkeiten und Schnelligkeit spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Cyberbedrohungen."
Sicherheit in den Händen von Profis
Eva-Maria Elya sieht eine zunehmend Ressourcenknappheit gerade im Mittelstand und insbesondere im kritischen Bereich IT-Sicherheit. Nicht nur wäre es schon schwierig, das benötigte Personal zu finden. Hinzu komme, dass selbst Security-Anbieter Schwierigkeiten hätten, immer auf dem Laufenden zu bleiben. „Neben dem Fachkräftemangel ist insbesondere in der IT-Security ein Thema, sich die Kompetenzen aufzubauen und zu erhalten. Man sieht es selbst als Security-Anbieter, dass es einem oft schwerfällt, immer zu wissen, was auf dem Markt passiert, was sich geopolitisch ändert, welche neue Angriffsmethoden auftauchen. Das heißt, es findet ständig eine Weiterentwicklung statt, es gibt immer neue Sicherheitskonzepte, neue Best Practice. Und das wiederum bedeutet, es ist nicht nur der Fachkräftemangel, sondern auch die Tatsache, dass es gar nicht so leicht ist, am Ball zu bleiben und das Know-how zu erarbeiten und zu erhalten.“
MSPs wiederum bringen die notwendige Expertise mit und helfen, Bedrohungen schnell zu identifizieren, zu entschärfen und effektiv darauf zu reagieren. Laut einer Erhebung von IBM dauert es im Durchschnitt 207 Tage, einen Angriff zu identifizieren, und 70 Tage, ihn einzudämmen. Eine schnelle Reaktionszeit stellt sicher, dass potenzielle Bedrohungen zeitnah identifiziert werden, um diese rechtzeitig zu beheben und die Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb zu minimieren. Eine schnelle und gut koordinierte Reaktion kann somit den Unterschied ausmachen zwischen einem kleinen Sicherheitsvorfall und einem existenzbedrohenden Schaden. Ein MSP-Team, das rund um die Uhr einsatzbereit ist und Bedrohungen sofort bekämpfen kann, gewährleistet eine kontinuierliche Überwachung und schnelle Reaktionen auf alle möglichen Gefahren.
Mark de Haan, Senior Vice President Central Europe bei GTT, einem Provider für Managed Network und Security Services, betont denn auch: „Organisatorische Fähigkeiten und Schnelligkeit spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Cyberbedrohungen. Cyberkriminelle passen ihre Angriffstaktiken kontinuierlich an, um sie zu verbessern. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, sich schnell anzupassen und zu reagieren. Hier kommt die Partnerschaft mit MSPs ins Spiel.“
Systemhäuser wandeln sich zu MSPs
Die digitale Transformation in Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft nimmt weiter Gestalt an. Der Nachdruck, mit dem Unternehmen Cloud-Services nutzen, nimmt immer schneller zu. Es ist abzusehen, dass Unternehmen ihre IT mittelfristig in hybriden Architekturen betreiben und ihre Anwendungen von Dienstleistern betreuen lassen. Für Systemhäuser bedeutet diese Entwicklung einen Paradigmenwechsel vom Handwerker auf Abruf zum Managed Service Provider. Denn Unternehmen suchen mehr denn je nach Experten, die in der Lage sind, komplexe Aufgaben effektiv zu bewältigen, spezifische Anforderungen zu erfüllen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Das bringt viele Systemhäuser zu der Einsicht, dass sie ohne Managed-Services-Angebote langfristig nicht bestehen können.
„Vor noch knapp 20 Jahren bestand ein typisches Unternehmen aus relativ wenigen Bausteinen: ein Server, eine Handvoll Windows Workstations, ein oder zwei Drucker, fertig.“
„Das klassische Geschäft des Systemhauses ist und war die Systemintegration“, so NTT-Vice-President Oliver Harmel: „Sie umfasst das Beraten, Verkaufen, Aufbauen und Integrieren von IT-Lösungen – und zwar bis hin zur Betriebsunterstützung in Form von Dienstleistungskontingenten. Die klassische Systemintegration, die meist auf Hardware basiert, hat dabei inzwischen weitgehend ausgedient. Heute dominieren Software-definierte Infrastrukturen, die immer holistischer von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Bei Implementierungen, die ein „Zero-Touch-Deployment“ versprechen, wird es aber immer schwieriger, klassische Wertschöpfungsmodelle aufrechtzuerhalten. Viele Hersteller wie etwa Cisco ermutigen daher die Systemhäuser mit ausgeklügelten Programmen, in den Aufbau von Managed Services zu investieren, um so eine nahtlose Wertschöpfungskette anbieten zu können.“
Kay-Uwe Wirtz führt es weiter aus: „Der Wandel zu einem MSP ist durchaus in der technischen Entwicklung speziell in der IT begründet. Vor noch knapp 20 Jahren bestand ein typisches Unternehmen aus relativ wenigen Bausteinen: ein Server, eine Handvoll Windows Workstations, ein oder zwei Drucker, fertig.“ Heutzutage sei es ein komplett anderes Bild: die Server seien nicht mehr im eigenen Serverraum, sondern in der Cloud gehostet, die Workstations stünden zum Teil noch im Büro, wandern aber auch immer mehr ab ins Homeoffice, mobile Geräte wie Smartphones und Tablets wären aus dem heutigen Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. „Diese Komplexität erfordert einen ganzheitlichen Ansatz von den Systemhäusern, um den Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden und eine Weiterentwicklung vom klassischen Lizenzverkauf hin zum Trusted Partner.“ Und Eva-Maria Elya konstatiert: „Zum einen ist ein Servicegeschäft für ein Systemhaus deutlich attraktiver als ein reines Lizenzgeschäft. Zum anderen geht es aber auch um eine Differenzierung. Ich muss als Systemhaus zeigen, dass ich in vielen Bereichen über eine große Kompetenz verfüge.“
Managed Services von der Stange
Skeptiker könnten überlegen, ob Managed Services nicht einfach nur eine Standardware darstellen, die sich ein Unternehmen von der Stange kaufen kann. Oliver Harmels Antwort lautet: „Von der Stange hört sich zunächst einmal nach Massenkonfektion an – mit der Assoziation einer potenziell schlechten Qualität. Wie etwa in der Modekonfektion sind bei den Managed Service Providern auch unterschiedliche Angebote und Qualitäten vorzufinden. Es ist also wichtig, dass sich ein Unternehmen ein umfassendes Bild von der Art der Leistungserbringung und der Qualität eines Managed Service Providers und seiner Managed Services verschafft. Verfügt ein Provider nicht über eine ausgereifte und gut konzipierte Managed-Service-Toollandschaft mit modernen Portalen, gestützt von bewährten Methoden, und fehlt es zudem noch an entsprechenden Referenzen, dann ist Vorsicht angebracht.“
Ja, es gebe Managed Services von der Stange, auch Standard Managed Services oder auch Out of the box Managed Services genannt, bestätigt Wirtz. Diese seien vorgefertigte Dienstleistungen die von einem Dienstleister für eine breite Palette von Kunden angeboten werden, jedoch ohne individuelle Bedürfnisse berücksichtigen.
Das bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Zu einer Kostenersparnis gesellen sich eine schnelle Bereitstellung, bewährte Best Practices, die durch die weite Verbreitung optimiert sind, sowie eine gute Skalierbarkeit. Die Kehrseite der Medaille besteht in einer mangelnden Anpassungsfähigkeit und einer eingeschränkten Flexibilität. Dazu kommen eventuelle Sicherheitsrisiken, da nicht jeder Standard sämtliche Schwachstellen oder Sicherheitslücken abdeckt, und eine mangelnde Kontrolle über das Geschehen.
Auch Martin Hinz kennt standardisierte Managed Services. „Sie können in der Transformation durchaus von Vorteil sein, da sie Kostenvorteile und eine schnelle Implementierung bieten. Gefahren bis hin zum Scheitern können in der fehlenden Anpassung an die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens liegen.“
Argumente gegen Managed Services
Stellt sich abschließend noch die Frage, ob es denn auch Punkte gibt, die gegen den Schritt zu Managed Services sprechen. „Mit einem Augenzwinkern aus Sicht von NTT würde ich sagen: Natürlich kann ich nicht von Managed Services abraten. Würde Ihnen ein Bäcker vom Brotverzehr abraten?“, scherzt Oliver Harmel. „Aber im Ernst: Managed Services stellen heute eine optimale Ergänzung im IT-Betrieb von Unternehmen jeder Größe dar. Wichtig ist nur, dass sie immer auf den Bedarf des Unternehmens und seine Prozesse exakt abgestimmt sind.“
Guy March differenziert: „Jedes Unternehmen ist anders, und was für die einen funktioniert, ist für andere möglicherweise nicht geeignet.“ Im Kern gehe es darum, dass beide Parteien verstehen, was das Ziel sei. Der Kunde müsse vollständig darlegen, was benötigt werde und was nicht, der MSP müsse klarstellen, was im Leistungsumfang enthalten sei und was nicht, und ehrlich darüber sein, was er anbieten könne und was nicht. Nur dann könnten alle Beteiligten erfolgreich zusammenarbeiten und eine solide Partnerschaft ohne unnötige Risiken gewährleisten.
Martin Hinz sagt, in einigen Fällen könnten Bedenken bezüglich der Abhängigkeit von externen Dienstleistern bestehen, oder Sicherheitsbedenken bei der Übertragung von Unternehmensdaten an Dritte. „Die Auslagerung von IT-Dienstleistungen an externe Anbieter kann die Sicherheit der Unternehmensdaten beeinträchtigen und Datenschutzbedenken aufwerfen. Die mangelnde Kontrolle über bestimmte IT-Aspekte ist ein weiterer Faktor, der Unternehmen zögern lässt. Die Abgabe der Kontrolle an Dritte kann als Risiko angesehen werden, da sie möglicherweise nicht in der Lage sind, die IT-Systeme und -Prozesse in vollem Umfang zu überwachen und zu steuern. Schließlich könnten eventuell höhere Kosten entstehen, wenn die ausgewählten Managed Services nicht optimal auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten sind. Es gilt sicherzustellen, dass die gewählten Dienstleistungen den Bedürfnissen und Zielen des Unternehmens entsprechen, um unnötige Kosten zu vermeiden.“
„Wenn eine Organisation nur spezifische, einmalige Aufgaben erledigt haben möchte, sind Managed Services möglicherweise nicht das, was sie brauchen“, so de Haan. „Bei der Auslagerung liegt der Fokus auf der Aufgabe und nicht darauf, die Systeme der Organisation zu verbessern oder die Expertise von MSPs zu nutzen, um den Geschäftserfolg sicherzustellen.“
Gegen Managed Services spreche, dass man zu sehr Gefahr laufe, sich abzukoppeln, erklärt Eva-Marie Elya. „Aber wenn man sich als Unternehmen trotzdem immer bewusst macht, dass Managed Services keineswegs bedeutet, dass man die komplette Kontrolle abgibt, dann sehe ich aus meiner Sicht wenige Gründe, die dagegensprechen.“
„Bei der Auslagerung liegt der Fokus auf der Aufgabe und nicht darauf, die Systeme der Organisation zu verbessern oder die Expertise von MSPs zu nutzen, um den Geschäftserfolg sicherzustellen.“
Fazit & Ausblick
Modell mit Zukunft
Auch zukünftig wird das Modell Managed Services weiter boomen, sagen Analysten voraus. Denn die Komplexität der IT-Herausforderungen nimmt dank der rasant voranschreitenden Digitalisierung immer weiter zu. Im Gleichschritt dazu wachsen auch die Risiken und Gefahren, etwa Ziel für Cyberattacken zu werden. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen können es sich nicht leisten, eigene Ressourcen aufzubauen, um die dringend benötigten IT-Tätigkeiten alleine zu stemmen. Sie benötigen externe Unterstützung durch einen Managed Service Provider, mit denen sie dauerhaft als Partner zusammenarbeiten können.