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Gastbeitrag

New Work braucht auch New Leadership

New Work, hybride Arbeitsmodelle und Digitalisierung haben die Zusammenarbeit verändert. Zudem ist das Bedürfnis nach mehr Agilität ein Game Changer für Organisationsstrukturen. Vor allem ist eine andere Art der Führung notwendig, weiß Andreas Eichhorn, Managing Partner der Beratungssparte Business Design der COSMO CONSULT Gruppe. Eichhorn hat als Business and Transformation Coach viele Projekte rund um Digitalisierung und Kulturwandel begleitet.

Wir sehen, dass Geschwindigkeit, Komplexität und Dynamik im Außen immer weiter zunehmen. Mehr Druck entsteht aber auch dadurch, dass Organisationsstrukturen aufrecht erhalten werden, die mit dieser Dynamik nicht gut klar kommen. Unternehmen sollten deshalb Veränderung anders denken, als es bisher üblich war: Es geht um eine dauerhafte, kontinuierliche Change-Kompetenz und eine flexiblere, agilere Organisationsstruktur, die Veränderung aus sich heraus erzeugt und von außen aufgreift. Dafür eignet sich das Konzept der „Living Organization“ besonders gut: Lebende Organismen passen sich auch immer weiter evolutionär an wechselnde Umstände an.

Foto: COSMO CONSULT

Die Verantwortung wandert in die Teams

Bisher werden Entscheidungen meist zentral an wenigen Stellen getroffen, oft weit weg von der realen Situation. Das hat in der Vergangenheit häufig zu Diskrepanzen und Verzögerungen geführt.  Hier ist ein Wandel wichtig: Die Entscheidungskompetenz sollte dezentral in autonome Teams gebracht werden. Arbeitet also ein Team direkt mit dem Kunden zusammen, dann sollte dieses Team nicht zuletzt aus Zeitgründen selbst Entscheidungen treffen können. „New Leadership“ wird im Modell der Living Organization zur Teamkompetenz: Die Führungsverantwortung hängt nicht mehr an einer Rolle, sondern verteilt sich auf unterschiedliche Kompetenzen. Dafür muss jedoch auch die Gesamtorganisation so aufgestellt werden, dass sie der Neuausrichtung nicht entgegenläuft. Oder anders gesagt: Wenn die kollektive Intelligenz im Unternehmen genutzt werden soll, dann braucht es auch Strukturen, die dieses Ziel unterstützen.

Von der Macht- zur Kompetenzhierarchie

New Leadership bedeutet, dass klassische Führungskräfte auch Macht und Kontrolle abgeben. In manche Positionen werden Mitarbeitende in Konzepten wie Living Organisation hineingewählt, manche Rollen werden auf Zeit vergeben. Das bedeutet letztlich einen Wandel von Macht- hin zu Kompetenzhierarchien. Auch hier gibt es gewichtige Rollen, die mit einem hohen Reifegrad einhergehen.

Dennoch ist das erst einmal insbesondere für diejenigen schwierig, die sich stark an Karrierepfaden orientiert haben. Doch in der Praxis zeigen sich gerade in diesem Kontext überraschend positive Reaktionen. So war in einer Umfrage bei der Tochter eines Automobilkonzerns, die sich innerhalb eines knappen Jahres auf die Organisationsform „Living Organisation“ umgestellt hat, die Akzeptanz erstaunlich hoch. Trotz umfassender Veränderungen haben weniger als ein Prozent der Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen. Die Mehrzahl der Befragten hat bestätigt, dass sie in der neuen Struktur relativ schnell Aufgaben für sich gefunden haben, die ihren Stärken und Leidenschaften noch besser entsprechen.

Cloud-Plattformen als Grundlage für virtuelles Arbeiten

Auch die technologische Unterstützung ist wichtig. Cloud-Plattformen bilden eine natürliche Basis für virtuelle Formen der Zusammenarbeit in hybriden Kontexten. Sowohl für die Teamentwicklung als auch für das gesamte Digitalisierungsprojekt sind deshalb Transparenz und Collaboration-Möglichkeiten wie etwa in Microsoft Office 365 mit Teams, Office und Yammer erfolgsentscheidend. Doch auch wertschöpfende Managementsysteme wie ERP oder CRM sollten möglichst in der Cloud integriert sein. In der Microsoft-Welt sind die Anwendungen so stark verzahnt, dass Nutzerinnen und Nutzer die Übergänge gar nicht mehr wahrnehmen. Das hilft massiv in der Transformation.