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Cloud-Computing

2/23 Lesedauer: min

"Der deutsche Markt für Cloud-Services ist der größte in Europa"

Christoph Herrnkind, Deutschland-Chef des Cloud-Unternehmens WIIT, gibt im Interview mit com! professional einen Überblick über den Cloud-Markt in Deutschland.

Es ist mittlerweile wohl eine Binsenweisheit: Ohne die Cloud läuft nichts mehr. Längst ist sie zu einem festen Bestandteil der IT-Landschaft geworden und immer mehr Unternehmen auch in Deutschland lagern Teile ihrer Informationstechnologie aus. Da möchte auch der Cloud-Anbieter WIIT mitspielen. com! professional spricht mit Christoph Herrnkind über den Markteintritt des italienischen Unternehmens in Deutschland und die Eigenheiten des deutschen Marktes.

Christoph Herrnkind
CEO / WIIT
Bild: WIIT
com! professional: 

Herr Herrnkind, Sie sind Deutschland-Chef des Cloud-Unternehmens WIIT, das vielen sicher noch kein Begriff ist. Was genau macht WIIT und welche Dienste bieten Sie an?

Christoph Herrnkind: 

WIIT hat ein vollständig integriertes Hybrid-Cloud- und Cybersicherheitsmodell entwickelt, mit dem wir Unternehmen bei ihren Digitalisierungsstrategien unterstützen und ihnen die Einhaltung kritischer Service Level Agreements ermöglichen. Unser Geschäftsmodell und unsere Servicestrategie stellen die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden in den Mittelpunkt.

Durch unseren End-to-End-Ansatz können wir maßgeschneiderte Services in Kombination mit den höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards anbieten. Wir sind darauf spezialisiert, geschäftskritische Anwendungen und Business Continuity für unsere Kunden zu managen.

com! professional: 

Auf welche Branchen und Unternehmensbereiche zielen Ihre Produkte ab?

Christoph Herrnkind: 

Unsere implementierten Lösungen erstrecken sich über verschiedene Branchen und entsprechen voll und ganz dem branchenspezifischen Ansatz, wie Edge-Computing in der Fertigung oder integrierte Multi-Channel-Erfahrung im Einzelhandel.

"Für die deutsche Wirtschaft ist es jetzt entscheidend, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen."
com! professional: 

Und worin liegt Ihr Hauptfokus?

Christoph Herrnkind: 

Unser Hauptfokus liegt darauf, hochwertige Hybrid-Cloud-Services für geschäftskritische Anwendungen bereitzustellen, wobei wir besonderen Wert auf Sicherheit und Notfallvorbereitung legen. Unser Geschäftsmodell umfasst sowohl private als auch öffentliche Clouds und eine breite Palette an Managed Services für über 100 verschiedene Anwendungen - von ERP, wie beispielsweise SAP, bis hin zu E-Commerce, Logistik oder CRM.

Zusätzlich dazu positionieren wir uns als strategischer Partner für große Technologiekonzerne, da ihr Erfolg für das Wachstum des Sektors und unserer Services entscheidend ist. Unser hybrides Cloud-Angebot erweitert und ergänzt auch die Dienste bekannter US-amerikanischer Hyperscaler und integriert Managed Services, die Kunden in öffentlichen Clouds normalerweise nicht erhalten.

com! professional: 

WIIT ist seit März vergangenen Jahres auch in Deutschland aktiv. Hierzulande gibt es - neben den Großen der Branche wie Amazon, Google & Co. - bereits eine ganze Reihe von Cloud-Dienstleistern. Was macht den deutschen Markt für WIIT so interessant?

Christoph Herrnkind: 

Der deutsche Markt für Cloud-Services ist der größte in Europa und etwa viermal so groß wie der italienische Markt. Das Potenzial für hochwertige Cloud-Services ist enorm, da aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung der deutschen Wirtschaft die Migration in die Cloud stark zunimmt. Viele Unternehmensanwendungen in Deutschland sind nach wie vor On-Premise, aber diesbezüglich findet ein Umdenken in den Unternehmen statt und das Interesse an der Cloud mit all ihren Vorteilen ist sehr groß.

Das Cloud-Geschäft wird noch über viele Jahre hinweg ein Wachstumsmarkt bleiben. Deutschland gilt allgemein als eines der Länder mit der höchsten "Cloud-Readiness", jedoch ist es auch ein Land mit strengen gesetzlichen Compliance-Anforderungen.

Bild: Shutterstock / PeachShutterStock

Exkurs: Cloud-Nutzung in Deutschland

Die Cloud hat sich in Deutschland etabliert: Ganze 89 Prozent der hiesigen Unternehmen nutzen derzeit Cloud-Anwendungen, weitere 8 Prozent planen oder diskutieren das. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bitkom hervor.

Jedes neunte Unternehmen (11 Prozent), das die Cloud nutzt, hat laut dem Digitalverband eine "Cloud only"-Strategie. Das bedeutet: Cloud-Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 36 Prozent setzen auf "Cloud first" - bei neuen Projekten werden bevorzugt Cloud-Lösungen verwendet und bestehende Anwendungen bei Bedarf in die Cloud umgezogen. Für 35 Prozent gilt das Motto "Cloud too", also die zumindest teilweise Ergänzung bestehender IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen.

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com! professional: 

Ihr Markteintritt in Deutschland begann in einer turbulenten Zeit: Corona ist zwar mehr oder weniger kein Thema mehr - aber Ukraine-Krieg und Inflation treiben die Wirtschaft um. Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?

Christoph Herrnkind: 

Die Pandemie hat den Prozess der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft beschleunigt. Es besteht eine hohe Nachfrage nach zuverlässigen, sicheren und fortschrittlichen Cloud-Services, die ein umfassendes Angebot an Managed Services für geschäftskritische Anwendungen wie SAP oder E-Commerce-Plattformen bereitstellen.

Für die deutsche Wirtschaft ist es jetzt entscheidend, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Mit der Digitalisierung und der Cloud-Migration optimieren Unternehmen ihre Geschäftsprozesse, schaffen Möglichkeiten zur Automatisierung und schützen sich vor unvorhergesehenen Ereignissen und Krisen. Provider wie WIIT spielen in diesen Prozessen als Enabler eine wichtige Rolle. Deshalb gehen wir von weiterem Wachstum in diesen Bereichen auf dem deutschen Markt aus und unsere positiven Quartalsergebnisse bestätigen diesen Trend.

com! professional: 

Sie sprechen Ihre Quartalsergebnisse an - wie viel Ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften Sie denn in Deutschland?

Christoph Herrnkind: 

Die WIIT-Gruppe erwirtschaftet mehr als die Hälfte des Umsatzes in Deutschland. Im kompletten Jahr 2022 lag der hierzulande erwirtschaftete Teil unseres Umsatzes bei 51,2 Prozent. Im ersten Quartal des Jahres 2023 lag der Anteil des Deutschlandgeschäfts sogar bei 54,3 Prozent. Dabei ist der gesamte Umsatz der Gruppe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20,6 Prozent gestiegen.

"Deutschland gilt allgemein als eines der Länder mit der höchsten ,Cloud-Readiness‘, jedoch ist es auch ein Land mit strengen gesetzlichen Compliance-Anforderungen."
com! professional: 

Wenn Sie nach gut einem Jahr Deutschland-Geschäft ein Resümee ziehen - wie fällt das aus? Den Zahlen zufolge wahrscheinlich recht gut…

Christoph Herrnkind: 

Unser Resümee nach einem Jahr im deutschen Markt fällt äußerst positiv aus. Wir hatten einen ausgesprochen erfolgreichen Start und unser Angebot wird hervorragend angenommen. Es gibt einen großen Bedarf und eine hohe Nachfrage nach unseren Premium-Cloud-Services, was zu einem signifikanten Wachstum unseres Geschäfts geführt hat.

Darüber hinaus konnten wir hervorragende Zukäufe tätigen, die wir schnell in die WIIT Gruppe integriert haben. Diese neuen Unternehmen haben sofort zum Erfolg beigetragen, haben unsere Position im Markt gestärkt und uns zusätzliche Ressourcen und Fachkenntnisse verschafft.

com! professional: 

Sie sagen es bereits - WIIT ist hierzulande kräftig am Aufkaufen, zum Beispiel LANSOL, MIVITEC oder MyLoc. Welche Strategie steckt dahinter? Wachstum durch Aufkäufe?

Christoph Herrnkind: 

Wir legen großen Wert auf einen gesunden Mix aus natürlichem Wachstum und Akquisitionen, die unser Wachstum zusätzlich verstärken. Unser natürliches Wachstum liegt jährlich bei mehr als zehn Prozent, gleichzeitig sondieren wir kontinuierlich den Markt nach weiteren Expansionsmöglichkeiten.

Die Akquisitionen machen die Gruppe aber nicht nur größer, sondern sie helfen uns auch dabei, uns insgesamt besser aufzustellen, da wir bei unseren Zukäufen großen Wert darauf legen, zu verstehen, was vergleichsweise kleine Anbieter erfolgreich macht.

"Wir betrachten die Hyperscaler aus den USA im Bereich Cloud Computing nicht als Konkurrenten. Darüber hinaus sind wir Partner der großen Technologiekonzerne, da ihr Geschäft von entscheidender Bedeutung für das Wachstum des Sektors und unserer Dienstleistungen ist."
com! professional: 

Eine große Hürde in Sachen Cloud-Nutzung ist nach wie vor die DSGVO. Die großen Hyperscaler haben das bereits erkannt und bieten europäischen Kunden Rechenzentren in der EU an. Was sagen Sie dazu? Braucht es da überhaupt unbedingt deutsche beziehungsweise europäische Cloud-Anbieter?

Christoph Herrnkind: 

Wir betrachten die Hyperscaler aus den USA im Bereich Cloud-Computing nicht als Konkurrenten. Darüber hinaus sind wir Partner der großen Technologiekonzerne, da ihr Geschäft von entscheidender Bedeutung für das Wachstum des Sektors und unserer Dienstleistungen ist. Unser Hybrid-Cloud-Angebot umfasst und erweitert auch die Services der Hyperscaler und integriert Managed Services, die Kunden in öffentlichen Clouds in der Regel nicht erhalten.

com! professional: 

Sie erwähnten eingangs, dass ein Fokus von Ihnen auf geschäftskritischen Anwendungen liegt. Mit dem Projekt Cloud4Europe arbeitet WIIT an einer speziellen Cloud für diese kritische Anwendungen. Was genau ist Cloud4Europe und was macht Ihre Cloud besonders zuverlässig?

Christoph Herrnkind: 

Mit Cloud4Europe verfolgen wir das Ziel, uns als einer der führenden Cloud-Anbieter für geschäftskritische Anwendungen in Europa zu positionieren und unser Premium-Modell für Unternehmen in ganz Europa zu etablieren.

Unsere Rechenzentren spielen dabei eine zentrale Rolle. In der zweiten Jahreshälfte 2023 erwarten wir die Fertigstellung unseres Rechenzentrums in Düsseldorf, das als erstes Rechenzentrum Deutschlands mit der Tier-IV-Zertifizierung des Uptime Instituts ausgezeichnet wird. Zudem verfügen wir über zwei Tier-IV-zertifizierte Rechenzentren in Italien. Durch unser Rechenzentrumsnetzwerk gewährleisten wir die maximale Ausfallsicherheit von Daten und Prozessen für globale Unternehmen.

com! professional: 

Was genau ist der Vorteil eines solchen Tier-IV-zertifizierten Rechenzentrums?

Christoph Herrnkind: 

Die Tier-IV-Zertifizierung ist die höchste Auszeichnung, die das Uptime Institut vergibt. Nutzt ein Unternehmen ein Tier-IV-Rechenzentrum für die Speicherung geschäftskritischer Anwendungen, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls in zehn Jahren bei nur 9,6 Prozent. Nutzt ein Unternehmen zwei Tier-IV-Rechenzentren, sinkt die Wahrscheinlichkeit auf 0,0005 Prozent. Zum Vergleich: Bei einem Tier-III-Rechenzentrum liegt die Fehlerwahrscheinlichkeit in zehn Jahren bei 48,2 Prozent.

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Konstantin Pfliegl

Redakteur
Konstantin Pfliegl ist Redakteur der Schwesterzeitschriften com! professional (Deutschland) und Computerworld (Schweiz). Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung als Journalist für verschiedene Print- und Online-Medien.