com! Sustainability 2023 - Schadt
Interview Digitalisierung
„Die Digitalisierung tut gar nichts“
Alle Welt ist begeistert von der Digitalisierung. Alle Welt? Peter Schadt, Sozialwissenschaftler, Autor und Gewerkschafter, deckt Widersprüchlichkeiten auf und bringt eine Gegenperspektive ins Gespräch.
Peter Schadt
Sozialwissenschaftler / Universität StuttgartPeter Schadt, Sie forschen intensiv zur Digitalisierung. Wann kommt der Algorithmus, der uns alle befreit?
Es ist natürlich unhöflich, gleich die erste Frage zurückzuweisen, aber tatsächlich ist hier eine Fragekritik angebracht. Ich würde zunächst das „Uns“ in Zweifel ziehen, weil es auf der einen Seite Leute gibt, für die der Algorithmus schon heute eine ziemliche Befreiung ist, eine Befreiung von dem Lohn und Brot, in das sie bisher gestellt waren, weil Algorithmen jetzt die Arbeit erledigen, die sie vorher gemacht haben. Andere warten auf diese Sorte Emanzipation noch. Für Unternehmer ist es heute schon so, dass ihnen die Algorithmen in Teilen des Geschäftslebens ein Mehr an Beinfreiheit schaffen. Schon vor vier, fünf Jahren hat Amazon etwas weniger als einen Drittel seines Umsatzes über das „Kunden, die das kauften, kauften auch …“-System generiert. Da hat sich Amazon, wenn man es also so euphemistisch ausdrücken will, schon ein Stück weit befreit von der lästigen Frage: „Wie bringe ich meine Produkte auch noch an die Person, die sie braucht?“. Die eine Freiheit, die ich hier polemisch darstelle, jener Leute, die jetzt freigesetzt werden und die Freiheit der Unternehmer, ihre Produkte an den Mann zu bringen, sind sehr unterschiedliche Dinge, die ich ungern zu einem „Uns“ zusammenfassen würde.
Liest man Ihr Buch und von Ihnen verfasste Artikel, machen Sie deutlich: Es geht Ihnen nicht nur, aber oft um Begriffskritik. Sie haben ein Problem damit, wie wir über „die Digitalisierung“ sprechen …
Googelt man „Digitalisierung“, findet man Einträge, da heißt es zum Beispiel, die Digitalisierung zwinge uns neue Arbeitsverhältnisse auf. Oder, die Digitalisierung mache Leute arbeitslos. Aber, platt gesagt: Die Digitalisierung macht gar nichts. Sie meint den Einsatz digitaler Technik. Da gibt es immer jemanden, der etwas tut. Setzt man den Prozess selbst als Subjekt ein, sagt also, die Digitalisierung zwinge zu irgendwas, setzt man das Subjekt – den Akteur – und den Prozess zusammen. Das ist ein Widerspruch, aber einer, der sich nicht nur einem Fehler, sondern einem sehr interessierten Blick auf die Welt verdankt. Kein Software-Programm der Welt hat jemals von irgendjemandem verlangt, einen Tarifvertrag aufzulösen. Das sind ökonomische und politische Entscheidungen. Insofern ist die Digitalisierung ein Scheinsubjekt. Sie macht gar nichts. Es gibt Akteure, die etwas machen. Erst da beginnen die interessanten Fragen: Wer sind die Akteure, was ihre Interessen? Man wird nicht klüger, wenn man nach Notwendigkeiten in der Technik sucht.
„Kein Software-Programm der Welt hat jemals von irgendjemandem verlangt, einen Tarifvertrag aufzulösen.“
Wenn die Digitalisierung selbst nichts tut, sondern ihre Akteure, impliziert das, dass es darauf ankommt, was man mit den Techniken der Digitalisierung anstellt. Oder ist das auch ein Trugschluss?
Hat man erkannt, dass der Prozess nicht gleichzeitig Prozessstifter sein kann, muss man aufpassen, dass man nicht die nächste Chimäre als Subjekt einsetzt und vom „Menschen“ redet. Wir müssen die verschiedenen Akteure der Digitalisierung betrachten. Unternehmer überlegen zunächst, welche Technik sie für welches Interesse einsetzen. Sie treffen zum Beispiel auf gesetzliche Regelungen, wie sie diese Technik einsetzen dürfen oder nicht. Das wird, je nachdem, einerseits als große Möglichkeit wahrgenommen, sich auszutoben, löst aber auch Unsicherheiten dabei aus, sich bestimmte Techniken anzuschaffen: Die Unklarheit, ob man sie in Zukunft noch so verwenden darf, wie man sich das bei der Anschaffung vorgestellt hat. Weitere Akteure wären Betriebsräte, Gewerkschaften oder andere Mitbestimmungsorgane, die einen Anspruch an die Technik stellen. Gerade für Unternehmen ist es wichtig, sich klarzumachen: Inwiefern will ich eigentlich Mitarbeiter einbinden?
Wie geschieht das in der Realität?
Dazu gibt es einiges an Studien. Einerseits gibt es Unternehmen, die dazu tendieren, die Mitarbeiter nicht einzubinden. Diese Unternehmer sehen nur das Risiko, dass durch die Mitbestimmung technische Lösungen verhindert werden, die zwar profitabel sind, aber eben den Mitarbeitern das Arbeiten schwerer machen. Die wollen am Ende, so die Befürchtung, dass die Technik für lauter Dinge eingesetzt wird, die Geld kosten, dem Betriebszweck aber nicht nützen. Gleichzeitig ist die Nicht-Einbindung der Leute ein Riesenproblem für Unternehmer. Kein Wunder. Nur die Mitarbeiter haben das ganze informelle Wissen über den Betriebsablauf. Das ist ein fundamentaler Widerspruch: Ohne die Mitwirkung der Mitarbeiter kann die Digitalisierung des Betriebs leicht scheitern, weil die Top-down-Lösungen oft gar nicht die Rationalisierungswirkung hat, die sich das Management verspricht. Werden sie aber eingebunden, wollen sie eben auch etwas von der Technik haben, was dann oft gleich wieder der schlichten „Plusmacherei“ widerspricht.
„Ohne die Mitwirkung der Mitarbeiter kann die Digitalisierung des Betriebs leicht scheitern, weil die Top-down-Lösungen oft gar nicht die Rationalisierungswirkung hat, die sich das Management verspricht.“
Rekurrierend auf den Anfang unseres Interviews: Sie kritisieren auch sonst oft die „Wir“-Sprache, die oft bemüht wird. Auf dem Newsportal nau.ch schrieb die Schweizer Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (Die Mitte) kürzlich: „Dem Megatrend der Digitalisierung müssen wir vorangehen“.
Ja, das sind so Sätze aus der Hölle.
Wer ist denn dieses „Wir“? An wen richten sich solche Appelle?
Politiker verstehen sich als Vertreter eines Wir, einer Gemeinschaft, die sie voranbringt. Das ist aber nur die eine Seite. Die andere Seite sehen wir, wenn wir anfangen, dieses „Wir“ mit Inhalt zu füllen. Führt ein Unternehmen, zum Beispiel Coop, automatisierte Kassen ein, um so den Detailhandel ins 21. Jahrhundert zu bringen, wie man so schön sagt, wird damit ein Stück Forschungsfortschritt erzielt für das Gemeinwesen. Für das Personal stellt sich das nicht unbedingt als Entlassung dar, aber zum Beispiel als Versuch der Dequalifizierung der Arbeit. Die müssen dann statt kassieren nur noch beobachten, ob die Leute brav ihre Pommes über die Kasse ziehen oder nicht, das wird dann tabellenwirksam ein- und umgerechnet, die Angestellten bekommen weniger Gehalt und müssen auch nicht eine Kasse überwachen, sondern fünf. Man hat also ein Moment der Arbeitsverdichtung bei gleichzeitiger Dequalifizierung. Das „Land voranzubringen“ äußert sich für die Verkäuferin also in diesem Fall als Zumutung. Das mal als Schlaglicht auf die behauptete Interessensidentität in diesem „Wir“. Will man es wieder auf den Begriff bringen, stimmt es, dass die Politik einem Gemeinwesen übersteht, aber es ist eine Lüge, dass dessen Interessen zusammenfallen würden im Wachstum und im Voranbringen der Nationen. Das ist zwar einerseits das Interesse, von dem alle abhängig gemacht sind. Aber umgekehrt heißt eine erfolgreiche Digitalisierung überhaupt nicht, dass es den Menschen an der Kasse dadurch besser geht, im Gegenteil. Das ist der Widerspruch, mit dem man es hier zu tun hat. „Wir“ alle sind verwiesen auf das Wachstum der Ökonomie. Das ist richtig. Aber das Wachstum der Ökonomie basiert eben nicht zuletzt auf einer Verdichtung der Arbeit jener Leute, die den Reichtum herstellen.
„Damit die Digitalisierung ihre volle Wucht entfalten kann, also die Ersetzbarkeit von Leuten (…) muss eben auch sowas her wie ein „agiles Arbeiten“, wo man per Ticketsystem einfach Aufgaben übernehmen kann.“
In Ihrem Buch „Digitalisierung“ schreiben Sie ebenfalls von einer Verdichtung der Arbeit – auch im Büro. Sie schreiben, die Digitalisierung erlaube es, komplexe Arbeiten in so kleine Schritte zu unterteilen, dass dadurch, wie Sie es nennen, „digitale Fliessbänder“ entstehen.
Ein aktuelles Buzzword ist „agiles Arbeiten“. Technik ist nicht immer nur ein Artefakt, das heißt ein Stück Technik in der Welt wie zum Beispiel ein Smartphone oder ein Laptop. Digitalisierung beinhaltet auch eine Art und Weise, etwas zu tun. „Agiles Arbeiten“ ist eine der Techniken, die sich nicht zufällig gleichzeitig mit der Digitalisierung der Artefakte und der Implementierung der Netzwerke ziemlich flächendeckend in den Büros durchsetzt: Sich in Gruppen treffen, in denen Angestellte sagen, an welchen Aufgaben sie arbeiten, die sie bald erledigt haben wollen, welche Aufgaben sie erledigt haben, sodass alle immer über die verschiedenen Fortschritte oder eben auch Nicht-Fortschritte im Projekt informiert sind. Das schafft die Austauschbarkeit von Leuten, die vorher so nicht unbedingt gegeben war. Weiss man nicht, was der Kollege macht und er krank wird, hat man ein Problem, weil es ganz viel informelles Wissen über den Arbeitsprozess gibt, der individualisiert in Form des Menschen vorliegt, der da vor dem Rechner sitzt. Damit die Digitalisierung ihre volle Wucht entfalten kann, also die Ersetzbarkeit von Leuten, jetzt praktisch gültig gemacht werden kann, jemand wirklich ersetzt werden kann, aus dem Home Office von einer anderen Person, schnell, flexibel, ohne Friktionen, muss eben auch sowas her wie ein „agiles Arbeiten“, wo man per Ticketsystem einfach Aufgaben übernehmen kann. Dazu kommen dann Steh-Meetings, weil dieser permanente Austausch von Information natürlich nicht dazu führen soll, dass man die meisteArbeitszeit mit Meetings verbringt. Man lässt die Leute stehen, nutzt also aus, dass sie halt auch „Wassersäcke“, ich meine damit körperliche Wesen sind, und keine Lust haben, so lange zu stehen und sich entsprechend kürzer fassen. Auch das sind Aspekte, die man bei der Digitalisierung beachten sollte. Die Digitalisierung geht eben nicht allein auf in Artefakten, in Netzwerken, sondern es gibt auch immer entsprechende Arbeitsmethoden.
Zynisch. Gerade die ICT-Branche leidet am Fachkräftemangel. Ist dieses Einteilen in Kleinstschritte und die Austauschbarkeit der Personen in diesen komplexitätsreduzierten Prozessen nicht eben gerade ein Lösungsansatz für dieses Problem?
Das ist die Hoffnung so manchen Unternehmens. Vielleicht geht es sogar einen Schritt weiter: Indem man Projekte in Klein- und Kleinstaufgaben zerlegt, kann man sie outsourcen an Menschen, die auf Aufgaben-Plattformen einem Hyperwettbewerb ausgesetzt sind. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man weniger bezahlt, sondern flexibel auf Programmierungen zurückgreifen kann und im besten Fall eine enorme Zeiteinsparung hat, weil man Umschlagszeiten des Kapitals übereinanderlegt. Das ist ganz praktisch zu verstehen: Nicht mehr 40 Programmierer arbeiten wochenlang an etwas, sondern 1000 gleichzeitig an kurzen Paketen Code. Das bedeutet, die Pro¬duktionszeit um ein Hundertfaches kürzen zu können, ein Faktor, der durch andere Formen technischer Innovation unvorstellbar ist. Der kommt natürlich nicht wirklich zustande, weil nach Erledigung dieser Tasks alles wieder zu einem Programm zusammengeführt werden muss.
Je mehr das eine immer wiederkehrende Routinearbeit ist, desto besser funktioniert dieses Prinzip. Das ist die digitale Version des Übergangs von der Manufaktur zur Industrie, wenn man eine historische Analogie sucht.
„Nicht mehr 40 Programmierer arbeiten wochenlang an etwas, sondern 1000 gleichzeitig an kurzen Paketen Code. Das bedeutet, die Produktionszeit um ein Hundertfaches kürzen zu können“
Allerdings heißt es ja auch, die Techniken der Digitalisierung seien dazu da, menschliche Mühen zu reduzieren. Es sollen lästige Arbeiten wegrationalisiert werden, damit sich die Menschen wieder mehr auf Kreativ- und Kopfarbeit konzentrieren können sollen.
Man muss natürlich mit Wörtern wie „sollen“ aufpassen. Die werden gerne nach ihrer idealistischen Seite hingenommen, weil manche Leute gerne sagen, wie die Welt sich doch verhalten solle. Dann geriert man sich als großer Denker, indem man eigentlich nichts macht, als der Welt vorzuhalten, dass sie sich nicht so verhält, wie man sie sich vorstellt. Eigentlich eine vernichtende Kritik über das, was in den Köpfen der Leute vorgeht, wenn es gar keine Entsprechung in der Welt hat.
Trotzdem hofft man auf das Wegfallen mancher Arbeiten.
Ja, es ist gut möglich, dass bestimmte harte Arbeiten wegfallen. Es ist aber auch möglich, dass neue, oft psychisch stressige Arbeiten dazukommen. Das sind Wirkungen auf die Arbeit. Der Zweck aber ist, Arbeit produktiver zu machen – produktiv nach der Seite des Verhältnisses von investiertem Kapital zu Gewinn. Falls jetzt bei den Leuten, die das hier lesen, die Trivialitätswarnlämpchen aufleuchten, will ich die Gegenprobe machen, um den Beweis zu liefern, dass das überhaupt nicht trivial ist.
Jetzt bin ich gespannt.
Man kann den Begriff der Produktivität auch ganz naiv auf die Arbeit selbst anwenden, aus Sicht des Arbeitnehmers, und sagen, produktiv ist die Arbeit dann, wenn ich möglichst wenig Arbeit investieren muss, um an möglichst viel Lohn zu kommen. Wenn man diese beiden Begriffe der Produktivität ins Verhältnis zueinander setzt, fällt einem eine ziemliche Verrücktheit auf. Die Senkung der Lohnstückkosten ist gerade für den Arbeitnehmer eine „Unproduktivmachung“ seiner Arbeit. Er muss jetzt mehr Reichtum herstellen, um noch den Lohn zu bekommen, den er vorher hatte, also im Verhältnis zu dem Reichtum, den er herstellt. Selbst wenn sich sein Reallohn erhöht, ist seine Produktivität gesunken, also der Lohn, den er bekommt pro Stück, das er herstellt. Genau das ist aber für den Unternehmer die Produktivität, auf die es diesem ankommt. Es geht eben nicht darum, menschliche Mühen zu reduzieren, auch nicht die Arbeit an sich, sondern die bezahlte Arbeit. Das ist ein Unterschied ums Ganze, würde ich meinen.
Das ist ein düsteres Bild der Digitalisierung.
Das ist kein Bild, das ist die Sache. Es ist ein Missverständnis, dass möglichst viele Chancen der Digitalisierung realisiert und Risiken minimiert werden sollen. Das ist ein widersprüchliches, ein unmögliches Anliegen, weil die Chance, die Produktivität der Arbeit nach kapitalistischer Maßgabe zu erhöhen, für die Arbeitnehmenden das Risiko darstellt, dass ihre Arbeit verdichtet wird. Polemisch: Die Chancen der Digitalisierung sind gar nicht zu realisieren, ohne dass die Risiken für die andere Seite in Kraft treten: Weil es die gleiche Sache ist, mit Blick auf die verschiedenen Akteure. Man denke an die beiden Arten, Produktivität zu verstehen: Die Lohnstückkosten zu senken, ist die Chance für die Unternehmen und gerade darin Zumutung für die andere Seite.
„Es ist gut möglich, dass bestimmte harte Arbeiten wegfallen. Es ist aber auch möglich, dass neue, oft psychisch stressige Arbeiten dazukommen.“
Die ICT-Branche ist jene, welche die Digitalisierung in den Rest der Wirtschaft bringt. Sie beschreiben das in Ihrem Buch am Beispiel des Autos. Das könne jedoch nicht nur als Kooperation verstanden werden, sondern auch als Angriff.
Wenn Microsoft immer so schön sagt, sie schüfen das Angebot, Software für die ganze Welt zu machen, ist das natürlich der Versuch, sich die Wertschöpfungstiefe der großen Industrien anzueignen. Der Anteil der Kosten fürs Digitale – also nicht nur Software – war im Auto vor 20 Jahren noch bei einem Prozent. Aktuell – das heißt vor fünf Jahren, das sind Zahlen aus meiner Dissertation – waren es bereits 18 Prozent. Das sind häufig keine internen Kosten, sondern Wertschöpfungstiefe, die abwandert. Die IT-Branche profitiert davon, dass ihr Produkt notwendige Bedingung für den Stand der gesellschaftlichen Produktion ist. Es ist nichts Neues, dass große Branchen ihre Wertschöpfungstiefe in andere Branchen abtreten müssen. Hier findet aber ein Umbruch statt, von dem noch gar nicht absehbar ist, wohin er führt. Hierzu habe ich zwei Strategien identifiziert: Microsoft beteuert, wir haben nie vor, ein Auto zu bauen. Wir liefern nur die Software, natürlich über Lizenzen – und wie die sich in den nächsten Jahren entwickeln, hängt davon ab, wie sehr wir eure Produktivität steigern. Sie stellen sich als Partner vor und in dieser Partnerschaft steckt das Moment der Konkurrenz, indem sie die Wertschöpfungstiefe abziehen. Das Witzige: Es gibt auch das Gegenmodell, das dann als Konkurrenz in Reinform verstanden wird. Produziert Google ein Auto, gilt das als Angriff auf die deutsche Industrie. Den Widerspruch darin kann man wieder umdrehen. Baut Google ein Auto, woher kommen Karosserie und Motor? Richtig, von VW. Die Konkurrenz findet in Form der Kooperation statt und die Kooperation in Form der Konkurrenz. Das ist der dialektische Witz daran. Man kann es auch affirmativ ausdrücken und sagen, um eine Zusammenarbeit kommen beide Seiten nie umhin. Der Begriff der Sache ist: Es ist eben immer eine gesellschaftliche Produktion, wie sehr sie auch als private Bereicherung stattfindet.
„Die Konkurrenz findet in Form der Kooperation statt und die Kooperation in Form der Konkurrenz.“
Frauen in einer Uhrenfabrik des Berner Jura oder in Biel, um 1920. Die Serienproduktion brauchte keine qualifizierten Uhrmacher mehr, das führte zu Niedriglohnarbeit (Bild: Neues Museum Biel).