Prognosen

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Die wichtigsten IT-Technologien 2024

Von Künstlicher Intelligenz bis Cloud-Plattformen, Network as a Service bis Quantencomputing – diese Themen halten Experten 2024 für besonders wichtig.

Bild: Shutterstock / amgun

Es gibt wohl keinen Experten, der in seinem Ausblick auf das Jahr 2024 nicht mehr oder weniger ausführlich auf den Mega-Trend Künstliche Intelligenz eingeht. Doch halten Analysten und Manager durchaus auch noch andere IT-Technologien unserer besonderen Aufmerksamkeit in diesem Jahr für wert.

Im folgenden Beitrag fassen wir in einem Überblick die Prognosen Capgemini, NTT, Thomas-Krenn.AG, valantic, Fabasoft, DE-CIX und GoTo zusammen.

Capgemini TechnoVision: Die fünf wichtigsten Technologietrends 2024

Das Beratunghaus Capgemini beleuchtet jedes Jahr im Leitfaden „TechnoVision“ Trends, um Unternehmen bei Entscheidungen zur technologiebasierten Transformation zu unterstützen (www.capgemini.com/technovision). Für 2024 benennt Capgemini fünf Schlüsseltechnologien, die einen neuen Reifegrad erreichen sollen. „Die transformative Wirkung von Technologie ist in den letzten Monaten deutlicher denn je geworden. Generative KI ist das beste Beispiel dafür, aber bei weitem nicht das einzige“, erklärt Pascal Brier, Chief Innovation Officer bei Capgemini und Mitglied des Group Executive Committee.

KI werde auch im nächsten Jahr im Mittelpunkt der Diskussion stehen, so Brier. Doch auch weitere Technologien tragen seiner Analyse zufolge 2024 maßgeblich dazu bei, die drängendsten Herausforderungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu bewältigen: „Unsere Expertinnen und Experten setzen sich jeden Tag mit einer breiten Technologielandschaft auseinander, um Innovationen für unsere Kunden nutzbar zu machen und wichtige technologische Durchbrüche frühzeitig zu erkennen. Neben generativer KI werden wir in 2024 besonders neue Entwicklungen in den Bereichen Halbleiter, Post-Quantum-Kryptographie, Batterietechnologien und Weltraumforschung im Blick haben.“

Die fünf wichtigsten Technologie-Trends aus Sicht von Capgemini in 2024 sind demnach:

  1. Generative KI: Kleine Modelle kommen groß raus
  2. Quanten-Technologie: Wenn Cyber auf Qubits trifft
  3. Halbleiter: Das Mooresche Gesetz ist nicht tot, aber es wandelt sich
  4. Batterien: Die Leistungskraft der neuen Chemie
  5. Weltraumtechnologien: Die Herausforderungen der Erde vom Weltraum aus angehen

Wird generative KI im kommenden Jahr dem enormen Hype gerecht werden, den sie ausgelöst hat?, hat sich Capgemini gefragt: Die kurze Antwort darauf lautet: Ja. Large Language Models werden weiterhin florieren. Gleichzeitig wird der Bedarf an kleineren, kosteneffizienteren Modellen wachsen. Diese werden immer kleiner und können auch mit begrenzten Verarbeitungskapazitäten ausgeführt werden, beispielsweise auf kleineren Enterprise-Architekturen,“ so die Analysten.

Zudem erwarten die Berater, dass
neue KI-Plattformen in 2024 verstärkt sogenannte Halluzinationen bekämpfen, indem sie generative KI-Modelle mit hochwertigen Informationen aus Wissensgraphen kombinieren. „Um all diese Entwicklungen zu unterstützen, werden Plattformen entstehen, mit denen Unternehmen generative KI-Werkzeuge ohne tiefes technisches Know-how nutzen können. Langfristig werden so miteinander verbundene Modell-Netzwerke für spezifische Aufgaben und generative Multi-Agenten-Ökosysteme geschaffen. Dieser Trend deutet auf eine Entwicklung hin zu einer zugänglicheren, vielseitigeren und kostengünstigeren Technologie. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie Anwendungsfälle für generative KI schneller skalieren und gleichzeitig einen größeren langfristigen Nutzen aus der Technologie ziehen können.

Pascal Brier, Chief Innovation Officer bei Capgemini und Mitglied des Group Executive Committee bei Capgemini
„Die Rückkehr zum Mond verspricht ähnliche Umwälzungen in den Bereichen Computing, Telekommunikation und Erdbeobachtung.“

Capgemini richtet den Scheinwerfer schließlich auch noch auf einen Bereich, der sonst in keiner Trend-Vorschau auf 2024 vorkommt: die Weltraum-Technologie. Anlass dafür sind die 2024 anlaufenden Vorbereitung auf die Rückkehr der Menschheit auf den Mond. Das Interesse an Weltraumtechnologien werde die Forschung vorantreiben und dazu beitragen, die wichtigsten Herausforderungen der Erde zu lösen, unter anderem die Überwachung von Klimarisiken und Katastrophen sowie einen besseren Zugang zur Telekommunikation, so Capgemini.

Dabei sieht das Beratungshaus durchaus einen Bezug zur IT: „Das neue Weltraumzeitalter wird nicht nur von staatlichen Einrichtungen, sondern auch von privaten Akteuren vorangetrieben – von Start-ups bis hin zu Konzernen – und durch verschiedene Technologien wie 5G, Satellitensysteme, Big Data oder Quantencomputer unterstützt (...). Das letzte Weltraumrennen hat Innovationen wie Satellitentechnologie, GPS, integrierte Schaltkreise, Solarenergie und Verbundwerkstoffe entscheidend vorangebracht. Die Rückkehr zum Mond verspricht ähnliche Umwälzungen in den Bereichen Computing, Telekommunikation und Erdbeobachtung.“

NTT: Die 7 Top-Technologien 2024

Networking, Edge Computing, Private 5G, Rechenzentren, Cloud, generative KI – die großen Themen, mit denen sich Unternehmen im Jahr 2024 in ihrem IT-Betrieb auseinandersetzen mussten, sind dieselben wie im Jahr 2023, sagt IT-Infrastruktur- und -Dienstleistungsanbieter NTT.

NTT trifft folgende sieben Voraussagen für das Jahr 2024:

  1. Der Begriff „Dark NOC“ geht in das Lexikon der Netzwerkwelt ein
  2. KI erfordert Investitionen in die disruptive Energieversorgung von Rechenzentren
  3. Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil aller Lösungen
  4. Optische Netzwerke werden zum Mainstream
  5. IoT-Ökosysteme treiben die Einführung von P5G und Edge voran
  6. Menschliche Fähigkeiten sind für KI unerlässlich
  7. „Unsichtbare“ Wolken werden vertikal

Der Begriff „Dark NOC“ bezieht sich auf die Fortentwicklung der Network Operations Center (NOC) durch eine rasante Entwicklung bei der AIOps-Technik. „Dark“ bedeutet in diesem Zusammenhang laut NTT, dass alle bestehenden operativen Geschäftsprozesse mithilfe fortschrittlicher KI-Algorithmen vollständig automatisiert werden können. Deshalb würden in diesem Jahr immer mehr Unternehmen AIOps-Methoden in den allgemeinen IT-Betrieb einbinden.

Doch gibt NTT zu bedenken: Obwohl die Automatisierung das Herzstück eines „Dark NOC“ ist, ist menschliche Expertise der Schlüssel zum Erfolg. Firmen müssen also nicht nur die notwendigen technologischen Vorbereitungen treffen – von der Standardisierung der APIs bis zur Optimierung von Datenprozessen –, sondern auch in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren.

Überhaupt betont NTT, dass menschliche Fähigkeiten für die KI-Nutzung unerlässlich seien. So ist und bleibt menschliche Unterstützung laut dem 2023 Global CX Report von NTT aus Sicht der Führungskräfte ein wichtiger Teil der Customer Journey. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass vier von fünf Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten KI in die CX-Bereitstellung integrieren wollen.

Kai Grunwitz, CEO Germany und Regional Leader DACH, NTT
„Generative KI verspricht für die unterschiedlichsten Einsatzszenarien Abhilfe, indem Prozesse effizienter gestaltet und gleichzeitig der Zeit- und Ressourcenaufwand für die Tätigkeiten spürbar reduziert wird.“

Ein grundlegendes Verständnis für KI und Big-Data-Analytik werde für die meisten Arbeitsplätze unabhängig von der Branche zur Grundvoraussetzung, so NTT. Weil sich die Neueinstellung entsprechender Experten angesichts des Fachkräftemangels aber schwierig gestalten dürfte, werde sich der Trend zu Umschulungs- und Weiterbildungsinitiativen 2024 fortsetzen, nicht zuletzt weil Unternehmensleiter in den letzten drei Jahren durch derartige Investitionen eine Rentabilität von mehr als 25 Prozent erzielt hätten. NTT betont: „Ohne Qualifikationslücken zu schließen, werden Unternehmen das Potenzial neuer Technologie nicht ausschöpfen können.“

Kai Grunwitz, CEO Germany und Regional Leader DACH von NTT, resümiert: „2023 hat Unternehmen quer durch alle Branchen vor viele Herausforderungen gestellt. Auch 2024 wird die eine oder andere Überraschung bereithalten (...). Fakt ist: Künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren in immer mehr Bereiche vordringen. Gleichzeitig werden von Networking über Edge Computing und Private 5G bis hin zu Rechenzentren und Cloud neue Technologien und Lösungen auf den Markt kommen, die Unternehmen bei der Erreichung ihrer Geschäftsziele maßgeblich unterstützen

Thomas Krenn: Ökologie trifft Ökonomie

Ungewöhnlich an der Trend-Prognose der Thomas-Krenn.AG ist die Einschätzung von KI und Cloud. „Vielleicht ist es auf den ersten Blick erstaunlich, dass KI nicht zu den Trendthemen des Jahres 2024 zählt," räumt Christoph Maier, CEO des deutschen Server-. und Storage-Herstellers, ein. Doch hat er dafür eine überzeugende Begründung: „Für uns liegt das nicht daran, dass die Relevanz nicht vorhanden wäre, ganz im Gegenteil. KI ist als Trend dominant und gleichzeitig diffus. Zudem ist es ein Werkzeugkasten, es gibt ja nicht die eine KI“, so Maier. „Daher sehen wir andere Trends, die vielfach KI nutzen oder zur sicheren, rechtskonformen, effizienten Bereitstellung beitragen können. Ökologie und Ökonomie sind dabei aus unserer Sicht zentral, und das mit weniger Cloud-Beitrag. Es werden vielfach eher evolutionäre Schritte sein, auch vor dem Hintergrund der Rezession. Einmal mehr wird gelten: Wer die richtigen Entscheidungen trifft, wird als Gewinner hervorgehen.“

Die Thomas-Krenn.AG hat auf dieser Basis fünf IT-Trends für das Jahr 2024 identifiziert:

  1. Cloud-Exit (weg von reinen Cloud- hin zu hybriden Umgebungen)
  2. Unternehmen werden verstärkt auf Hardware-Kosten achten
  3. Energieeffiziente Systeme werden besonders gefragt sein
  4. Edge Computing wird signifikant an Bedeutung gewinnen
  5. Engere Zusammenarbeit zwischen Kunden, Herstellern und Systemhäusern

Zum Thema Cloud-Exit erläutert CEO Maier: Die Lernkurve aus so manchem Cloud-Projekt führt immer öfter zu einem zumindest teilweisen Cloud-Exit – dieser Trend wird 2024 weiter Fahrt aufnehmen“. Zur Begründung verweist er darauf, dass der Total Cost of Ownership (TCO) sowie intransparente und komplexe Preismodelle gerade bei den großen Hyperscalern dazu führen würden, dass vornehmlich KMU nicht wie erhofft von der Cloud profitierten.

Hinzu kämen nach wie vor Datenschutz-Fragezeichen im Hinblick auf US-Anbieter. Bereits 2023 ist daher die Zahl von Exit-Szenarien aus reinen Cloud- hin zu hybriden Umgebungen gestiegen. Dieser mit dem starken Wachstum bei HCI-Lösungen begonnene Trend wird 2024 bei KMU weiter an Fahrt aufnehmen. Das gilt umso mehr, da solche Hybrid-Clouds durchaus die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) abrufen können,“ so Maier.

Christoph Maier, CEO der Thomas Krenn AG
„Daher sehen wir andere Trends, die vielfach KI nutzen oder zur sicheren, rechtskonformen, effizienten Bereitstellung beitragen können.“

valantic: Digitalisierungs-Trends 2024

Das Consulting-Haus valantic hat zehn Trends identifiziert, die 2024 eine wichtige Rolle in den Digitalisierungsbestrebungen vieler Unternehmen spielen werden. Bezogen auf den jüngsten Hype um Conversational AI lautet die Kernthese von Daniel Völker, Head of AI Solutions Department: „Mit ChatGPT wurde ein Large Language Model plötzlich für alle nutzbar, das in einem natürlich anmutenden Gespräch Fragen beantworten und Texte erstellen konnte. So aufregend diese Conversational AI im Alltag ist, so schwierig ist es, diese in den Unternehmensalltag nützlich und gewinnbringend aufzunehmen.“ 2024 werde es deshalb eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen und ihre IT sein, KI in verschiedenen Bereichen sinnvoll und sicher zu verankern.

Völkers Kollegin, Lead Consultant Sarina Hermann, betont einen weiteren Aspekt des KI-Fortschritts: „Im Jahr 2024 wird der Trend zur Hyperpersonalisierung die Entwicklung von Customer-Experience-Strategien noch stärker prägen. Künstliche Intelligenz wird dabei eine entscheidende Rolle spielen." KI befähige die Unternehmen dazu, große Mengen von Daten tiefergehend zu analysieren und daraus wirklich maßgeschneiderte Empfehlungen und personalisierte Produkte und Services für einzelne Kunden zu generieren, persönliche Beratung zu skalieren und Kosten in vielen Bereichen zu senken. KI unterstützt Unternehmen dabei, eine herausragende CX zu schaffen und damit die Grundlage für eine kundenzentrierte Ausrichtung der gesamten Organisation sowie eine gut durchdachte CX-Strategie.“

Folgende zehn IT-Trends nimmt valantic in einem kostenlosen Whitepaper 2024 genauer unter die Lupe:

  1. Conversational AI sicher im Unternehmen einsetzen
  2. Hyperpersonalisierung: CX-Boost durch KI
  3. Technologien für Sustainable Online Shopping
  4. Sustainable Transformation: Nachhaltigkeit ganzheitlich denken
  5. Cybersecurity und Prävention: Darknet-Monitoring als Stand der Technik
  6. Digital Employee Experience: Entscheidend für Fachkräftegewinnung und -bindung
  7. The New Normal: Cloud-Computing als Innovations-Turbo für Alle
  8. Digitale Ökosysteme als Nährboden der Mobilitätswende
  9. Digital Twins entfalten ihr volles Potenzial
  10. Langfrist-Trend Metaverse: Die Weichen werden jetzt gestellt

Daniel Völker, Head of AI Solutions bei Valantic
„So aufregend Conversational AI im Alltag ist, so schwierig ist es, diese in den Unternehmensalltag nützlich und gewinnbringend aufzunehmen.“
Sarina Hermann, Lead Consultant, valantic
„2024 wird der Trend zur Hyperpersonalisierung die Entwicklung von CX-Strategien noch stärker prägen. Künstliche Intelligenz wird dabei eine entscheidende Rolle spielen."

Fabasoft: Top-Technologietrends 2024

Sustainability und das Generieren von beständigen Wettbewerbsvorteilen stehen im Zentrum der Top-Technologietrends 2024 von Fabasoft Approve, einem europäischen Softwareanbieter für technisches Daten- und Dokumentenmanagement in der Industrie.

Folgende vier Themen werden laut Fabasoft fördern essenzielle Aspekte des Nachhaltigkeitsgedankens in Digitalisierungsstrategien:

  1. Generative KI und Intelligent Applications
  2. Industrial Metaverse (Digitale Zwillinge)
  3. Manufacturing-X (branchenübergreifendes Projekt zur Digitalisierung von Lieferketten)
  4. Industrielle Kommunikation (IoT, OPC UA)

In seinen Erläuterungen zu Trend Nr. 1 bringt Andreas Dangl, Geschäftsführer der Fabasoft Approve GmbH, ein interessantes Zitat von Matthew Guarini, Senior Research Director bei Forrester. Der empfiehlt nämlich: „Während alle Technologieführer auf den Zug der generativen KI aufspringen, besteht die erfolgreiche Strategie für Führungskräfte darin, sich nicht zu sehr auf die Verlockungen der generativen KI zu konzentrieren. Um das Potenzial der generativen KI zu nutzen, müssen Tech-Führungskräfte stattdessen ihre Mitarbeiter und Prozessänderungen so gestalten, dass sie diese Technologie ergänzen. Wichtig ist, ein Umfeld zu schaffen, das Innovation, kontinuierliches Lernen und eine stärkere Ausrichtung der Technologie auf die allgemeine Geschäftsstrategie fördert.“

Andreas Dangl, Fabasoft Approve GmbH, Geschäftsführer
„2024 wird das Jahr, in dem Unternehmen noch bewusster wird, wie leistungsfähig generative KI ist und wo sie Nutzen bringen kann.“

DE-CIX: Von AiOps bis Post Quantum

Auch Dr. Thomas King, der CTO von DE-CIX, dem weltweit führenden Betreiber von Internetknoten, hat sich Gedanken über die rasante technologische Entwicklung gemacht und fünf Entwicklungen identifiziert, die unsere vernetzte Geschäftswelt und das Interconnection Business im Jahr 2024 prägen werden:

  1. KI-Interconnect-Services für optimale KI-Leistung mit niedriger Latenz.
  2. Netzwerkoptimierung durch AIOps
  3. Der Einzug des SD-WAN Exchange
  4. Private Kommunikation in der Post-Quantum-Ära
  5. Network-as-a-Service wird global

Und wie begründet King seine Trends? Auf die KI-Interconnect-Services kommt er, weil seinen Beobachtungen zufolge vielen Unternehmen die internen Rechenressourcen fehlen, um eigene KI-Modelle zu entwickeln und zu betreiben. Hier böten zwar „KI aus der Cloud“ und AI-as-a-Service (AIaaS) eigentlich bequeme Alternativen, doch brauche es dafür eine optimierte Konnektivität, um niedrige Latenzzeiten und hohe Bandbreiten zu gewährleisten. King postuliert deshalb: „Im Jahr 2024 wird die zunehmende Nutzung von KI-gestützten Diensten dazu führen, dass Unternehmen keine andere Wahl haben, als ihre Datenwege zu optimieren und sich direkt und sicher mit externen KI-Modellen oder Serviceangeboten zu verbinden. KI-Interconnection-Services, seien es direkte Verbindungen zu KI-Clouds oder direkte Verbindungen zu KI-Netzwerken ("Peering"), werden sich zu einer zentralen Säule der KI-Strategie entwickeln.“

Dr. Thomas King, CTO von DE-CIX
„Im Jahr 2024 wird die zunehmende Nutzung von KI-gestützten Diensten dazu führen, dass Unternehmen keine andere Wahl haben, als ihre Datenwege zu optimieren.“

Künstliche Intelligenz wird laut King aber nicht nur von Netzwerkoptimierungen profiitieren, sondern umgekehrt selbst die Leistungsfähigkeit von Netzwerken erhöhen. Diese These exemplifiziert King am Beispiel „Artificial Intelligence for IT Operations“, kurz AIOps. Diese KI für den IT-Betrieb steckt ihm zufolge aktuell noch in den Kinderschuhen, zeige aber bereits ihr Potenzial, insbesondere für den immer komplexer werdenden Netzwerkbetrieb, der von Netzwerkstrukturen mit geografisch verteilten Belegschaften, einer Vielzahl von Geräten und verschiedenen Cloud-Infrastrukturen gekennzeichnet sei.

Hier kommt für King AIOps ins Spiel: „AIOps vereinfacht die Verwaltung des Netzwerkbetriebs durch Automatisierung, vorausschauende Analysen und Ursachenforschung auf der Grundlage von Big Data und maschinellem Lernen. AIOps kann die Fehlerbehebung und Problemlösung für Unternehmenskunden beschleunigen und gleichzeitig die Kosten senken, da wertvolle NOC-Mitarbeiter an kritischeren Aufgaben arbeiten können, die KI nicht lösen kann“, so King.

Ob AIOps allerdings bereits 2024 zum Trend wird, ist offen. Noch ist von AIOps sehr wenig in der Praxis zu sehen. Laut einer auf Statista veröffentlichte Umfrage zum „Maturity status of AIOps 2022“ hatten Ende 2023 nur 4 Prozent der Befragten AIOps bereits in irgendeiner Form unternehmensweit integriert, weitere 15 Prozent wenigstens als Proof of Concept, 29 Prozent hatten immerhin schon Anwendungsfälle für eine zukünftige Implementierung identifiziert. Doch das soll sich in den nächsten Jahren sehr ändern: Prognosen des Marktforschungsinstituts ReportLinker zufolge wird sich der Markt bis 2028 verdreifachen von 21,7 Milliarden Dollar in 2023 auf und dann fast 64,44 Milliarden.

Neben den KI-Themen hat King drei Netzwerk-Entwicklungen in seine Trend-Liste aufgenommen. So sagt er eine zunehmende Verbreitung von SD-WAN über große Unternehmen hinaus voraus und erwartet den Aufbau erster flächendeckender Quantennetzwerke zum Test des Quantenschlüsselaustausches (Quantum Key Distribution, QKD), einer wichtigen Voraussetzung für die Sicherstellung vertraulicher Kommunikation in dem mehr und mehr in der Praxis ankommenden Quantencomputing. Und King kürt eine technische Entwicklung zu einem seiner Top-5-Trends, die zwar schon vor etwa einem Jahrzehnt entstanden ist, heute aber „erwachsen“ sei: Network-as-a-Service (NaaS).

„Im Jahr 2024 werden wir erleben, dass Network-as-a-Service-Angebote zu einem globalen Phänomen werden.“

GoTo: Aufgaben für CIOs und CISOs in 2024

Die digitale Transformation ist in den vergangenen Jahren ein gutes Stück vorangekommen. Für Remote- und Hybrid-Work wurden neue Strukturen geschaffen. Funktionen auf Basis von Künstlicher Intelligenz machen Unternehmen effizienter. Generative KI wirkt sich zunehmend auf den geschäftlichen Alltag aus. Aber auch Cyberkriminelle nutzen diese Fortschritte schon für ihre Zwecke.

Umso mehr kommt es darauf an, dass Unternehmen ihre Systeme auf dem neuesten Stand halten und Ihre Mitarbeiter schulen, erklärt Jeremy Rafuse, VP and Head of Digital Workplace and IT von GoTo. Rafuse leitet aus dem skizzierten Szenario die folgenden Empfehlungen für die Arbeit von CIOs und CISOs im Jahar 2024 ab:

1. Modernisierung der IT-Sicherheit

Es wird in den kommenden Jahren umso wichtiger, dass IT-Leiter sich mit KI in ihrem Tool-Arsenal ausstatten, um Bedrohungen abzuwehren und sensible Daten zu schützen, insbesondere in Unternehmen, die ihre Geräte von jedem Ort aus schützen müssen.

2024 sollten sich CIOs und CISOs daher das Ziele setzen, Zero-Trust-Produkte einzuführen, strenge Nutzungsrichtlinien (AUP) durchzusetzen und die Mitarbeiter in der gesamten Organisation weiter in puncto Sicherheit zu schulen und auszubilden. Das sind einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, um die IT-Sicherheit in Unternehmen zu modernisieren und zu verbessern. Denn damit können die IT-Verantwortlichen verhindern, dass Hacker in die Unternehmenssysteme eindringen.

2. Verstärkter Einsatz von KI

2023 war ein bahnbrechendes Jahr für KI-Tools wie ChatGPT. Eine Vielzahl von Unternehmen und Einzelpersonen nutzen die Technologie mittlerweile. Im kommenden Jahr werden Firmen verstärkt auf KI-gestützte Tools setzen, um ihre digitale Agenda zu schärfen und bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen. Daher müssen sie ausloten, wie ihre Abteilungen solche Lösungen möglichst effizient einsetzen können.

Speziell für den Fern-Support und Helpdesk gibt es eine Vielzahl Anwendungen, etwa KI-gestützte Chatbots für die Weiterleitung von Helpdesk-Tickets, KI-basierte Chat- und Suchfunktionen für Kunden sowie KI-Tools zur Unterstützung von HR-Prozessen, um nur einige zu nennen. KI birgt ein erhebliches Potenzial und kann viele Arbeitsweisen revolutionieren. Die Technologie sollte auf jeder Agenda für IT-Investitionen stehen.

Allerdings ist auch die Sicherheit von KI ein wichtiges Thema. Die Security-Teams müssen Wege für eine sichere und datenschutzkonforme KI-Nutzung finden. Entscheidend ist, dass sie die Anwendungen und die mit der neuen Technologie verbundenen potenziellen Risiken kennen und die Teams entsprechend beraten.

3. Wertschöpfende IT mit Posture Management

Initiativen zur digitalen Transformation voranzutreiben und gleichzeitig die IT-Budgets einzuhalten, bleibt eine Herausforderung. Viele Unternehmen erwarten für 2024 Budgetkürzungen. CIOs und CISOs müssen dafür sorgen, dass das Geld sinnvoll investiert wird. Das lässt sich mithilfe von Posture Management aufzeigen. Dazu zählen auch CSPM (Cloud Posture Management), DSPM (Data Security Posture Management) oder Network SPM. IT-Verantwortliche sollten sich 2024 verstärkt auf die Wertschöpfung konzentrieren.

Zu viele Tools können die Kosten in die Höhe treiben, technische Altlasten anhäufen und zu negativen Nutzererfahrungen führen. Es kommt daher darauf an, die eingesetzten Anwendungen und Endgeräte auf ihre Effizienz zu prüfen und gegebenenfalls zu konsolidieren. Auf diese Weise können Unternehmen bei Soft- und Hardware Geld sowie Zeit einsparen. Gleichzeitig ist das Testen innovativer Technologien wichtig, um Mehrwerte für Kunden und Mitarbeiter zu schaffen und als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Werden dabei auch Prozesse auf einheitliche Plattformen verschoben, lässt sich der Einsatz verschiedener Insellösungen vermeiden. Dadurch vereinfacht der CIO die standort- und abteilungsunabhängige Nutzung über das gesamte Unternehmen hinweg. Das Optimieren von Geschäftsprozessen spart langfristig nicht nur Kosten ein, es steigert auch den Gesamtwert der IT. Um die IT-Kosten langfristig zu senken, kommt es auf Qualität statt Quantität an.

4. Etablierung einer Lernkultur

In der hybriden Arbeitswelt entscheidet Technologie über die User Experience (UX) und damit über die Geschäftsergebnisse. Allerdings wird oft übersehen, dass die Mitarbeiter auch grundlegendes Wissen benötigen, um neue Tools gezielt nutzen zu können. Eine der Prioritäten für 2024 sind daher Schulungen im Umgang mit neuen Technologien wie generativer KI. Damit der Einsatz von KI zum Erfolg führt, sollte die IT-Abteilung zudem eine Lernkultur für digitale Kompetenz schaffen.

Darüber hinaus wird es im kommenden Jahr Neuerungen für das digitale Home-Office geben. Mit verbesserten Leitfäden und Schulungen sorgen immer mehr Unternehmen dafür, dass Heimnetzwerke und Fernzugriffe sicher sind, ohne die Nutzererfahrung einzuschränken. Wichtig ist auch, die Onboarding-Prozesse zu verbessern, um neuen Mitarbeitern eine unabhängige und funktionelle virtuelle Arbeitsumgebung bieten zu können und die IT-Abteilung zu entlasten.

Das Jahr 2024 verspricht vielversprechende Innovationen in den Bereichen KI und Technologie. Die Art und Weise, wie Unternehmen diese in die täglichen Abläufe einbezieht, wird über den Erfolg, das Wachstum und die Sicherheit im neuen Jahr entscheiden.

Der Autor: Jeremy Rafuse

Jeremy Rafuse ist VP and Head of Digital Workplace von GoTo, einem global aktiven Unternehmen mit Hauptsitz in Boston (USA), das mit über 800.000 Kunden einen Jahresumsatz von über 1 Milliarde US-Dollar erwirtschaftet. Kernstück des Portfolios ist eine All-in-One-Lösung für Geschäftskommunikation und IT-Support.

Johann Scheuerer

Leitender Redakteur

Johann Scheuerer ist Leitender Redakteur der Schwesterzeitschriften com! professional (Deutschland) und Computerworld (Schweiz). Er beschäftigt sich seit den Anfängen des Internets mit allen Aspekten der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.