Experten-Kommentar

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Generative KI und Low-Code machen die Automatisierung intelligent

Es besteht kein Zweifel, dass das Jahr 2024 vom Siegeszug der Künstlichen Intelligenz geprägt sein wird. Wenn von KI die Rede ist, muss jedoch logisch und inhaltlich zwischen den klassischen KI-Anwendungen einerseits und neuen Formen der generativen KI andererseits unterschieden werden. Bei der Verbindung von KI und Low-Code zur Weiterentwicklung von Prozessoptimerung, Entscheidungsunterstützung und intelligenter Automatisierung wird generative KI die Hauptrolle spielen, erklärt Uwe Specht, Senior Specialist Solutions Consultant bei Pegasystems.

Bild: Shutterstock / Ten Pixels

Das kommende Jahr steht im Zeichen des Zusammenwachsens von KI-gestützter Automatisierung und Low-Code. 2024 werden die bislang üblichen „Low-Code only“-Lösungen zu einer neuen Art von „Low-Code light“, markieren also das untere Ende des Leistungsspektrums. Am oberen Ende stehen dann Enterprise-Lösungen, die generative KI mit Low-Code verbinden. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten zur Nutzung von Low-Code und wird Unternehmen die Chance geben, die Vorteile von Low-Code und KI zu kombinieren und daraus mehr Wertschöpfung zu generieren. Low-Code-Lösungen ohne integrierte KI-Funktionen dagegen werden für anspruchsvolle Aufgaben nicht mehr ausreichend sein.

Large Language Modelle ersetzen Low-Code nicht – im Gegenteil

Ja, es gibt die Ideen und Bestrebungen, Large Language Models (LLMs) im Prozess der Applikationsentwicklung einzusetzen. Das klingt zunächst sinnvoll und spannend, führt jedoch im Ergebnis zu fehleranfälligeren Anwendungen, größerem technischen Aufwand sowie höheren Kosten und Risiken für die Anwender. Statt generative KI einseitig massenhaften, aber fehlerhaften Code und dysfunktionale Apps generieren zu lassen, sollten wir sie 2024 besser zur Unterstützung von Low-Code-Development einsetzen. Dort kann sie helfen, die Entwicklung von Apps intuitiver und damit einfacher zu machen. Das senkt zudem die Einstiegshürden für Citizen Developer und sorgt so für eine zunehmende Verbreitung von Low-Code zur Prozessoptimierung.

Für das Jahr 2024 zeichnet sich zudem ein kultureller Wandel in der Art und Weise ab, wie Business-Abteilungen und Zentralfunktionen bei der Automatisierung zusammenarbeiten. Low-Code hat die App-Entwicklung näher an die Nutzer im Unternehmen gebracht, die diese Anwendungen für ihre Arbeit benötigen. KI beschleunigt diesen Trend. Gleichzeitig wächst aber auch die Notwendigkeit für fachbereichsübergreifende Planung, Abstimmung, Kontrolle und Kostenmanagement. Und auf funktionaler Ebene stellt sich die Frage nach der Wiederverwendbarkeit von Apps, die mit KI-gestütztem Low-Code entwickelt wurden, bei der Automatisierung anderer Fachabteilungen immer drängender. Hier werden Fusion Teams eine wichtige Rolle einnehmen, die als Erweiterung der DevOp- und SecOp-Teams einen weniger entwicklungszentrierten Ansatz verfolgen. Sie können die Fachabteilungen und IT gezielt koordinieren, um die Qualität, Sicherheit und Compliance-Konformität der Apps sicherzustellen

„Low-Code-Lösungen ohne integrierte KI-Funktionen werden für anspruchsvolle Aufgaben nicht mehr ausreichend sein.”

2024 – das Jahr des selbstoptimierenden Unternehmens

Im kommenden Jahr wird der Einfluss generativer KI auf Process Mining, Task Mining, Automatisierung und Entscheidungsunterstützung zunehmen. Diese Technologien werden dann nicht mehr getrennt voneinander eingesetzt – und entfalten dadurch eine größere Wirkung. Unternehmen können durch die Kombination von generativer KI und Automatisierung Kunden, Partner und Mitarbeiter in einer gemeinsamen Business-Architektur zusammenbringen, die Prozesse und Systeme intelligent verbindet. Das ist eine der Voraussetzungen für die Agilität, die für die digitale Transformation gebraucht wird.

Technologien wie Workflow-Automatisierung und Process Mining mit KI-Unterstützung versetzen Unternehmen 2024 in die Lage, effizienter und intelligenter auf globale Herausforderungen zu reagieren. Prozessoptimierung und Wertschöpfung rücken verstärkt ins Zentrum unternehmerischen Handels. Viele Prozesse werden nicht mehr manuell, langweilig und unkoordiniert erledigt, sondern automatisiert und intelligent abgearbeitet. So entsteht eine selbstoptimierende Umgebung, von der Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen profitieren.

Uwe Specht

Senior Specialist Solutions Consultant bei Pegasystems